Praxisleitfaden Brevetneulinge

Einleitung

AUDAX

randonneure

Paul de Vivie's ultracycling grundsätze

AUDAX Suisse (AUDAX = lateinisch für tollkühn bzw. Daredevil auf englisch) repräsentiert die Schweiz gegenüber der Dachorganisation AUDAX Club Parisien (ACP) in Paris und führt seine Brevets Randonneurs Mondiaux (BRM) "à allure libre" durch, wo der Fahrer seine Geschwindigkeit sowie seine Pausen- und Schlafzeiten selbst festlegt. Für unsere Anlässe gilt das Reglement von AUDAX Suisse.  Unsere Brevets sind somit offiziell von Paris homologiert (ACP-Nummer 144001) und werden für die Qualifikation für Paris-Brest-Paris (PBP) angerechnet sowie für alle anderen 1200 km+ Brevets im Weltverband von Les Randonneurs Mondiaux.

 

Unsere Namensgebung orientiert sich an Organisationen wie AUDAX Italia, AUDAX UK oder AUDAX Australien. Daneben gibt es in fast allen Ländern Organisatoren, welche dem ACP unterstehen (internationaler BRM Kalender). Letzterer Link ist eine wunderbare Referenz, um auch in den Ferien optimal organisierte Ausfahrten in bester Gesellschaft zu geniessen.

 

Die Olympiade der Langstreckenfahrer aus allen 5 Kontinenten stellt das alle 4 Jahre stattfindende Rennen Paris-Brest-Paris (PBP) dar, welches erstmals 1891 (!) stattfand, der Vorläufer der Tour de France war und in Frankreich noch heute eine riesige Tradition geniesst. Tele France (TF) ist bei jeder Austragung live dabei (Details siehe PBP Flyer).


ursprung des begriffs

Bild: Charles Terront PBP
Bild: Charles Terront PBP

Im Jahre 1891 wurde erstmalig die Traditionsfahrt Paris-Brest-Paris (PBP) ausgerichtet und als "Randonnée à Vélo", also als "Radwanderung" ausgeschrieben. Die erstmalige Ausrichtung von PBP fand grosse Beachtung in der Öffentlichkeit. Seither hat sich eine Langstreckenkultur entwickelt, die den Begriff "Randonnée" weiterhin verwendet. Konsequenterweise bezeichnen sich die Fahrer als "Randonneure", also (Rad)Wanderer.

 

Im Gegensatz zum klassischen Rennvelofahrer ist der Randonneur in der Regel nicht so sehr am wettkampfmässigen Betreiben des Velosports interessiert und sieht das Velofahren mehr als Quelle der Freude und tieferer Befriedigung. Der Randonneur ist zudem erst bei Strecken bzw. Brevets ab 200 km Zuhause, weshalb man ihn auch als Langstreckenfahrer bezeichnen kann, der die Strecken möglichst selbständig (self sufficient) und innerhalb der vom AUDAX Club Parisien vorgegebenen Zeitlimiten zurücklegen will. Viele Fahrer nutzen die Brevets auch, um sich während der Fahrt und während den Pausen mit Gleichgesinnten zu unterhalten.


Good AUDAX Company
Good AUDAX Company

Paul de Vivie (1853-1930) alias Vélocio ist der Erfinder der Gangschaltung und ein Pionier des Langstreckenfahrens (Père du Cyclotourisme). Seine Grundsätze vom (vor)letzten Jahrhundert sind noch heute aktuell:

  1. Seltene und kurze Pausen, damit der Puls nicht einbricht.
  2. Leichte und häufige Mahlzeiten. Essen bevor man Hunger hat. Trinken bevor man Durst hat.
  3. Nie bis zur völligen Erschöpfung fahren, die sich durch Appetit- und Schlaflosigkeit ausdrückt.
  4. Sich warm anziehen bevor man friert. Sich ausziehen bevor man schwitzt und keine Scheu haben, seine Haut der Sonne, der Luft und dem Regen auszusetzen.
  5. Zumindest unterwegs auf Wein, Fleisch und Tabak verzichten.
  6. Nichts erzwingen und innerhalb seiner Möglichkeiten bleiben. Speziell in den ersten Stunden wird man leicht dazu verleitet, sich zu verausgaben, weil man sich topfit fühlt.
  7. Nie aus Angeberei fahren.


Glaube. Wille. (Wage)Mut. AUDAX.

Brevet

Begriff

Zeitlimiten pro Brevet

Brevetkategorien AUDAX Suisse

ACP-Medaillen

Der Dachverband AUDAX Club Parisien wurde 1904 von Henri Desgrange, dem Vater der Tour de France, in Paris gegründet und orientierte sich bei der Namensgebung am AUDAX Italiano. Das erste Brevet (franz. für Prüfung) nach dem Reglement des AUDAX Club Parisien (ACP) wurde am 09. September 1921 ausgerichtet. Das Brevet bezeichnet eine "Kilometerprüfung", auf der ein Velofahrer zeigt, dass er eine vorgegebene Strecke aus eigenen Kräften innerhalb eines festgelegten Zeitraums zurücklegen kann. Auch der Begriff Randonée ist verbreitet. Bei einem Brevet legt jeder Fahrer seine Geschwindigkeit, Pausenzeiten und bei langen Fahrten seine Schlafpausen selbst fest. Diese Fahrweise wird "allure libre" genannt. In einigen Ländern, speziell Italien, Grossbritannien, Australien und seit kurzem der Schweiz, wird auch der Begriff AUDAX verwendet. Ausserhalb dieser Länder steht AUDAX für Fahrten im geschlossenen Verband. Teilnehmer an Brevets werden Randonneure genannt.

Bild: Stärkung mit Rotwein bei PBP (1911)
Bild: Stärkung mit Rotwein bei PBP (1911)

Neben dem Zeitlimit für die Zielankunft gibt es auch Limiten für die Durchfahrt der einzelnen Kontrollstellen bzw. Check Points (CP). Sie orientieren sich an einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 15 km/h. Bei langen Brevets ist eine Verspätung an einer Kontrollstelle erlaubt, wenn diese an der folgenden wieder aufgeholt wird.

BREVET

ZEITLIMIT

BRM 200

13h30

BRM 300

20h00

BRM 400

27h00

BRM 600

40h00

BRM 1000 75h00

BRM 1200

90h00


road


[title]terrain[/title]

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ROAD BREVETS

befinden sich zu 100% auf Asphalt.

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gravel


[title]terrain[/title]

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GRAVEL BREVETS

beinhalten technisch einfache Abschnitte auf Feldwegen, welche in der Regel mit einem herkömmlichen Rennrad mit pannensicheren Reifen befahren werden können. Zu den Anfangszeiten der Tour de France waren Feldwege keine Ausnahme sondern die Regel!

Als GRAVEL Randonneure sollten wir solche Abschnitte entsprechend gelassen nehmen und hier herzhaft Lachen können:

 

"Die Flandernrundfahrt ist etwas für Männer, die mit Schweinen hinterm Haus aufgewachsen sind, und nichts für feine Pinkel."

--- Hugo Camps, belgischer Journalist, über Michael Boogerd

Paris-Tours (2020 Edition) hatte richtig viel Gravel.

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bikepacking


[title]terrain[/title]

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BIKEPACKING BREVETS

beinhalten neben Feldwegen auch lange Abschnitte auf technisch einfachen bis mittelschweren Singletrails und/oder Abschnitte mit tiefem Schotter. Bei diesen Anlässen sind nur Mountainbikes oder Gravelbikes mit entsprechender Übersetzung am Start.

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ACP-Medaillen (2020-2023)

Für Brevets gibt es vom AUDAX Club Parisien einen Medaillensatz, der jeweils für vier Jahre Bestand hat.

Ein Super Randonneur fährt in einem Jahr in der Regel die Brevets über 200, 300, 400 und 600 km. Es ist jedoch möglich, dass ein längeres Brevet ein kürzeres Brevet ersetzt, z.B. ein 600er einen 200er. Die Reihenfolge der Brevets spielt bei der Super Randonneur Serie keine Rolle (Bsp. 300, 200, 600, 400). Neben den vier Brevetmedaillen (siehe oben) kann gegen einen Aufpreis eine Super Randonneur Medaille dazubestellt werden. Die Erfahrungen, die bei der Super Randonneur Serie gesammelt werden sind unverzichtbar für eine erfolgreiche Bewältigung von PBP. Aus diesem Grund ist dieses Programm Pflicht für die PBP-Qualifikation (siehe Flyer) und alle anderen 1'200+ km Brevets im Weltverband von Les Randonneurs Mondiaux (LRM).


Checkpoint BRM 400 TOUR DE SCHWIZ- (2019)
Checkpoint BRM 400 TOUR DE SCHWIZ- (2019)

Organisatorischer Ablauf

Intro

Check-In

Start

Tracking

Nachtfahrt

Check Points (CPs)

Brevets werden im öffentlichen Strassenverkehr ausgerichtet, womit die geltenden Strassenverkehrsgesetze jeweils einzuhalten sind (siehe u.a. wissenswertes über die Verkehrsregeln in der Schweiz). Im Gegensatz zu Velorennen findet keine Absperrung der Strecke statt, da BREVETS eine Velotouristikfahrt darstellen. Es gibt einen relativ kurzen Startzeitraum. Die abzufahrende Brevetstrecke ist auch nicht ausgeschildert, jeder Teilnehmer erhält rund 1 Woche vor Brevetdurchführung Zugang zur DOWNLOAD AREA von AUDAX Suisse, wo er die wichtigsten Vorabinformationen zum Brevet erhält (GPS-Track, Streckenperlen, höllische Gefahren, Vorschau Menü Küchenfee und Starterliste).


Beim Check-In von AUDAX Suisse erhält jeder angemeldete Athlet:

Das digitale Handout (mit Insidertipps, Gefahrenstellen, Notfallnummern, Kontrollfragen für jeden Check Point) lädt sich jeder Athlet im Vorfeld selbst runter.


Bild: Start PBP 2007
Bild: Start PBP 2007

Mit Ausnahme des BRM 200 BODENSEE+ startet bei AUDAX Suisse in der Regel das ganze Feld gemeinsam.


Die BRMs 400, 600 und 1000 führen oft über wunderbare Alpenpässe, welche teilweise auch bei Dämmerung bzw. bei Nacht überquert werden. Da die Sicherheit der Athleten höchste Priorität hat, werden die Teilnehmer auf Wunsch freiwillig via Smartphone getrackt. Verwandte und Bekannte dürfen sich als Gäste selbstverständlich auch anmelden, um nachverfolgen zu können, wo Ihre Partner/Freunde/Bekannten gerade sind.


Die Gewohnheiten der Randonneure sind vielfältig und oft äusserst einfallsreich. Einige Randonneure nutzen beispielsweise Bushäuschen oder Bahnhöfe für einen Power Nap, andere schlafen direkt im Biwaksack neben der Strasse, die Messieurs unter den Teilnehmern besuchen ein Hotel oder das Büro und andere nutzen das Adrenalin und fahren die Nacht gleich durch.

 

AUDAX Suisse stellt allen Teilnehmern beim BRM 600 THB und BRM 1000 mindestens eine organisierte Unterkunft entlang der Strecke zur Verfügung, wo sich gleich auch ein Check Point & Food Stop befindet. Wer das Wetter in den Alpen kennt, wird verstehen, dass solche überdachten Haltestellen bei schlechtem Wetter "überlebenswichtig" für ein Brevet sein können.

Bild: Impression aus PBP 2007
Bild: Impression aus PBP 2007

Checkpoints sind strategisch platzierte Standorte entlang der Strecke. Hier können die Randonneure zudem ihre Ausrüstung überprüfen, sich ausruhen, essen und trinken, bevor sie ihre Fahrt fortsetzen. Checkpoints dienen auch als Sicherheitsmassnahme, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer die Strecke korrekt absolvieren und keine Abkürzungen nehmen. AUDAX Suisse darf entlang der Strecke auch Geheimkontrollen durchführen.

 

In der Regel beantwortet der Athlet beim Checkpoint selbstständig eine Frage aus dem beim Check In verteilten Handout, schiesst ein Photo und zeigt es im Ziel. In der Regel läuft ein solcher Stopp unkompliziert, schnell und einfach ab. Falls im Ziel alle Fragen korrekt beantwortet wurden, wird das Brevet durch AUDAX Suisse bzw. den AUDAX Club Parisien homologiert. Die Brevetnummern (u.a. notwendig für Paris-Brest-Paris oder andere Ultracycling Brevets im Weltverband von Les Randonneurs Mondiaux) werden im Anschluss auf unserer Homepage publiziert. Für erfolgreiche Finisher gibt es auf Wunsch eine der beliebten ACP-Finishermedaillen.

 

Die Geschichte hinter Paris-Brest-Paris (PBP) ist übrigens sehr spannend - Vive le Vélo!


#unusproomnibusomnesprouno #einerfüralleallefüreinen

Impressionen paris-brest-paris (pbp)

Flashback Edition 2007



"Ein Ironman ist im Vergleich wirklich ein Kindergeburtstag."

--- Ironman Finisher & Teilnehmer PBP