pastorale pedal-poesie: beethovens 6. symphone auf gravel

hommage an bayern
symphonie no. 6 "pastorale"
Das Schöne an längeren Brevets ist, dass man auch am nächsten und übernächsten Tag vom Körper immer wieder sanft daran erinnert wird. Hier ein paar Eindrücke.
Das Brevet vom Wochenende hat mich an Beethovens 6. Symphonie erinnert, die "Pastorale", in der er Natureindrücke und die ländliche Umgebung in Musik umsetzt.
1. Satz: "Allegro, ma non troppo". Wir sind gefühlt ewig durch Wälder und "Land"-Schaften gefahren. Regelmässig waren Mümpfeli eingestreut, um uns bei der Stange zu halten, Sprungschanze Oberstdorf, Neuschwanstein, Andechs (natürlich mit kleinem Zusatzhügel – in dem Moment habe ich geflucht, aber im Rückblick ist es natürlich geil).
2. Satz: "Andante molto moto". Die Einfahrt nach München nach den endlosen Stunden pastoraler Üppigkeit bildete einen grossartigen, surrealen Kontrast: Tausende leichtbekleideter Badender an den Isarauen, Lustwandelnde überall, Graffiti, Biergarten – ein grossstädtisches Potpourri ohne Grenzen.
Und das Ganze weitgehend verkehrsfrei!
3. Satz: "Allegro". Allegro blieb hier ein frommer Wunsch, die zunehmende Müdigkeit gepaart mit den "22% Gravel" und ständigem auf- und ab führte trotz Glacé-Hofläden zu gewissen mentalen Abnützungserscheinungen. Der Kompass zeigte jedoch zuverlässig nach Westen oder Südwesten und so blieb nur eines: es muss weitergehen. Das geniale Gravel-Bahntrassée brachte die Wende, den lange erhofften Aufsteller, die Kräfte kehrten zurück, der Morgen nahte und alles wurde gut!
4. Satz: "Allegro". Dieser Satz, der ein Gewitter darstellen soll, blieb uns zum Glück erspart.
5. Satz: "Allegretto". Den Moment, als Reto nach der Ankunft mit einer Flasche eiskalten Andechser Bieres auf mich zukam, werde ich nie vergessen! Ein Moment für die Götter. Dafür fährt man auch gerne einmal 600 Kilometer.
Einfach nochmals danke, dass du und die Küchenfee und Crew mir und allen anderen diese Erlebnisse ermöglichst!
--- Christian Gfeller
mein gravel-bike als erste-hilfe-koffer

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Die Brevets (BRM=Brevet Randonneurs Mondiaux von ACP=Audax Club Parisien) von Audax Suisse werden nach Vorgabe vom Dachverband ACP kreiert. Jeder Landesverband muss dabei die Regeln befolgen. Die Brevets zielen dabei mehr auf das Erkennen der persönlichen Grenzen und der Selbsteinschätzung. Sie sind eine Art Lebensschule. Ein Randonneur muss sich in jeder Lebenssituation selbst helfen, respektive retten können. Das gilt für ihn selbst wie für sein Material, Bike, etc. Das Ziel ist immer gewinnen neuer Erkenntnisse und Erfahrung und so anzukommen, dass man auch am Folgetag wieder mit Freude aufs Velo steigen kann. Das abgeschlossene Brevet ist das Ziel und der höchste Gewinn. Der Adrenalinschub und womöglich eine Handvoll Mitleidende am Ende, die sich bereits am Ziel befinden, verleihen einem das höchste Glücksgefühl.
Nun noch ein paar Worte zum «BRM 600 Odyssee to Bavaria». Thomas Bührer organisiert solche Brevets mehr oder weniger in Personalunion. An dieser Stelle möchte auch ich unserem «Audax Papi» ein ganz herzliches Dankeschön aussprechen. Bei der Vorbereitung greift er auch mal auf Helfer in den eigenen Reihen zurück. Für die Fahrt nach München bekam er offenbar Tipps und Informationen von ein paar lokal ansässigen. Nicht jeder kennt genau die Anforderungen der Teilnehmerschaft. Thomas selbst legt die Brevets so aus, dass zumindest 80% aller Teilnehmer am Ziel ankommen. Es erinnert fast ein wenig an eine Prüfung an der Uni. Das Bedingt auch, dass der Organisator die Teilnehmerschaft gut kennt und die Teilnehmer den Leistungslevel der Brevets gut einschätzen können.
Ich selbst belade mein Velo immer so, dass ich alle klimatischen Veränderungen abfangen und alle Arten mechanischer Probleme, inklusive Ersatz Schaltauge oder Wechseln Schaltkabel, etc. selbst beheben kann. Ich fahre auf solchen Strecken nie Bikes mit elektronischer Schaltung. Mit der gesamten Ausrüstung wiegt mein Gefährt schnell einmal zwischen 15 – 25 kg. Wobei ich mit Vollbeladung starte und es zwischendurch leichter wird, da Notproviant und Getränke weggehen. Mein Gravelbike allein bringt 9.5 kg auf die Waage. Ich selbst habe meist ein Startgewicht von 62 kg. Somit entfallen fast 25% des Gewichts auf Gepäck und Verpflegung. Das bedarf einer mentalen wie auch durchdachten Leistungsplanung, damit man die Strecke unbeschadet übersteht. Es ist eine reine Planungs- und Optimierungsaufgabe, die mehrere Zyklen bis zum Start durchläuft. Mein Motto ist immer: «Geniesse die Fahrt, sammle alle schönen Eindrücke und komme wie ein Held am Ziel an». In der Nacht sah ich Jungfüchse, mehrere Rehe, einen Dachs und ein Wildschwein. Ganz abgesehen davon ist das Durchqueren von Wäldern nachts wie auch am Tag immer sehr eindrücklich, einfach unheimlich schön.
Nun noch ein Wort zur Streckenführung. Mit der Angabe von 22% unbefestigter Strecke, gefühlt waren es eher mehr, wusste ich genau, dass die Bereifung breit mit wenig Luftdruck sein sollte. Generell wirken breitere Reifen auf so langen Strecken erleichternd, wie ein gutes Sitzpolster bei den Bib-Shorts. Ich wählte einen 47 mm breiten Reifen mit strassenbelagfähigem Mittelstreifen und dennoch griffigen Seitenflanken. Also, einen leichtrollenden, aber geländefähigen Reifen. Eine solche Bereifung war aus meiner Sicht für die Gravelanstiege wie auch die sehr schnellen und steilen Gravelabfahrten vor allem bei der Strecke nach München ein Muss.
Da die Wetterprognosen gut waren, nahm ich lediglich die obligate Regenhose und Schuhüberzieher mit einer dünnen Regenjacke mit. Die Regenhose wäre nicht notwendig gewesen. Die Überlegung ist jedoch immer, wie hältst du dich warm, wenn du längere Zeit am Bike in der Wildnis eine Reparatur durchführen musst. Oder wenn du im Erschöpfungszustand in der Wildnis übernachten musst. Da hilft jeweils eine leichte regen-/winddichte Hülle. Aus diesem Grund führe ich ebenfalls immer eine kleine, sehr leichte Thermo-Notdecke mit.
Da wir zwei Nächte durchgefahren sind, ist eine Beleuchtung mit mindestens 700 lm ein fast obligat. Ich verwende eine mit 1200 lm. Die Beleuchtung muss zusätzlich zugelassen sein für die Verwendung auf der Strasse. Zusätzlich zur Beleuchtung am Velo ist eine gute Helm- oder Stirnlampe fast unabdingbar. In den Kurven sieht man damit in die Ecken und meistert damit auch kurvenreiche Abfahrten problemlos. Ebenfalls hilft eine Stirnlampe sehr bei einer Reparatur in Dunkelheit.
Wenn ich schreibe, dass sich ein Randonneur zu jedem Zeitpunkt selbst zu helfen wissen muss, heisst das nicht, dass Randonneure asozial sind. Bei solchen Fahrten treffen sich auf verschiedensten Etappen immer wieder etwa gleich starke Fahrer, respektive Fahrer mit ähnlichen Voraussetzungen. So habe auch ich immer wieder mal eine andere Gruppe um mich herumgehabt. Am längsten zusammengefahren bin ich wahrscheinlich mit Beat Stöckli. Bei solchen Fahrten durchläuft jede, jeder Hochs- und Tief. Es sind jedoch nicht alle zur gleichen Zeit müde und brauchen auch nicht dieselbe Regenerationszeit, um weiterzufahren. Darum sollte man in dieser Hinsicht nur auf sich selbst hören. Die erfahrenen Randonneure wissen das und sind auch nicht böse, wenn ein anderer die Gruppe wechselt oder austritt. Am Ziel erzählen sich dann alle sowieso ihre Heldengeschichten. In der zweiten Nacht merkte ich, dass die Konzentration nachlässt. Ein halbstündiger Power-Napp zusammen mit Andreas und Beat hat die Batterie wieder regeneriert und die notwendige Leistung war wieder zurück. Am frühen Morgen haben Beat und ich nochmals einen Power-Napp gemacht. Mir reichte dies bis zum Ziel.
Am zweiten Tag war die Hitze auf Seehöhe herausfordernd. Die Lufttemperatur lag bei 35 °C. Auf unbeschatteten Feldstrassen stieg das Thermometer bis 42.5 °C. Bei solchen klimatischen Bedingungen ist es wichtig immer wieder zu Trinken. Ich führte zusätzlich zu den Trinkbidons, die ich mit Multicarb Lösung füllte, auch einen Trinkrucksack mit einer 1.5 l Blase mit. Der gesammte Flüssigkeitsverbrauch lag bei mir auf dieser 600 km Strecke bei ca. 7 l. An Halltestellen wie Checkpoints verzehre ich meist eine Flasche Proteindrink, eine Flasche Elektrolytdrink und eine Flasche Wasser. Dazu gesellt sich in der Regel noch eine Frucht oder ein Brötchen. Neben vier Kornriegeln mit je 530 Cal habe ich dreimal ein grösseres Menü verzehrt. Ich bevorzuge meistens einen Schnellimbiss Laden oder eine Tankstelle. Dies ist eine reine Zeitoptimierungsfrage. Essen in einem guten Restaurant ist sicher besser, raubt jedoch Zeit und braucht auch ein grösseres Portemonnaie. Über die gesamte Strecke lag mein Kalorienverbrauch bei 13'282 Cal. Auch mit all dem Essen unterwegs hat der Körper nach so einer Tortour immer noch Nachholbedarf.
Zu guter Letzt kann ich zum «BRM 600 Odyssee to Bavaria» nur sagen, es war ein hervorragender Höllenritt und hat mir persönlich vielgebracht und mir auch gezeigt, dass ich immer noch an mir arbeiten kann. Herzlichen Dank an all meine Mitstreiter und an Audax Suisse.
--- Gilles Bänziger
The brevets (BRM = Brevet Randonneurs Mondiaux by ACP = Audax Club Parisien) of Audax Suisse are created according to the guidelines of the parent organization ACP. Each national association must adhere to the rules. The brevets focus more on recognizing personal limits and self-assessment. They are a kind of life school. A randonneur must be able to help or save themselves in any life situation, be it concerning their own well-being or their equipment, bike, etc. The goal is always to gain new insights and experience and to finish in a way that allows one to happily get back on the bike the next day. Completing the brevet is the ultimate goal and the greatest achievement. The adrenaline rush and possibly a handful of fellow sufferers already at the finish lend one the highest feeling of happiness.
Now a few words about the "BRM 600 Odyssey to Bavaria." Thomas Bührer organizes such brevets more or less single-handedly. At this point, I would like to extend a heartfelt thank you to our "Audax Papi." During preparation, he occasionally relies on helpers within his own ranks. For the journey to Munich, he apparently received tips and information from some locals. Not everyone knows exactly the requirements of the participants. Thomas himself designs the brevets so that at least 80% of all participants reach the finish line. It is almost reminiscent of a university exam. This also requires that the organizer knows the participants well and that the participants can accurately assess the performance level of the brevets.
I personally pack my bike in such a way that I can handle all climatic changes and mechanical problems, including spare derailleur hangers or changing derailleur cables, etc., myself. On such routes, I never ride bikes with electronic shifting. With all the equipment, my bike quickly weighs between 15–25 kg. I start fully loaded, and it gets lighter along the way as emergency provisions and drinks are consumed. My gravel bike alone weighs 9.5 kg. I myself usually start at a weight of 62 kg. Therefore, almost 25% of the total weight is due to luggage and provisions. This requires both mental preparation and careful performance planning to complete the route unscathed. It is purely a matter of planning and optimization that goes through several cycles before the start. My motto is always: "Enjoy the ride, take in all the beautiful impressions, and arrive at the finish like a hero." At night, I saw young foxes, several deer, a badger, and a wild boar. Beyond that, traversing forests at night as well as during the day is always impressive, simply incredibly beautiful.
Now a word about the route design. With the specification of 22% unpaved roads—although it felt like more—I knew that the tires needed to be wide with low air pressure. In general, wider tires relieve long rides, much like a good seat cushion in bib shorts. I chose a 47 mm wide tire with a road-capable center stripe and yet grippy side flanks. In my view, such tires were essential for the gravel climbs as well as the very fast and steep gravel descents, especially on the route to Munich.
Since the weather forecast was good, I only took the obligatory rain trousers and shoe covers along with a thin rain jacket. The rain trousers weren't necessary. However, the consideration is always how to keep warm if you have to repair your bike in the wild for an extended period or if you need to sleep in an exhausted state in the wilderness. A lightweight rain/windproof cover always helps in such cases. For this reason, I also always carry a small, very light thermal emergency blanket.
Since we rode through two nights, lighting with at least 700 lumens is almost mandatory. I use one with 1200 lumens. The lighting must also be approved for use on the road. Additionally, a good helmet or headlamp is almost indispensable. It allows you to see corners in curves and effortlessly handle winding descents. A headlamp is also very helpful for repairs in the dark.
When I write that a randonneur must be able to help themselves at all times, it does not mean that randonneurs are unsociable. On such rides, riders with similar strengths or conditions often encounter each other at various stages. I also had different groups around me from time to time. The longest ride I probably shared was with Beat Stöckli. During such rides, everyone experiences highs and lows, but not everyone tires at the same time or needs the same recovery time to continue. Therefore, in this respect, you should only listen to yourself. Experienced randonneurs understand this and are not upset if someone changes groups or leaves. At the finish line, everyone shares their heroic stories anyway. On the second night, I noticed a drop in concentration. A half-hour power nap with Andreas and Beat recharged the batteries, and the necessary performance returned. Early in the morning, Beat and I took another power nap. That was enough for me to reach the finish.
On the second day, the heat at sea level was challenging. The air temperature reached 35°C. On unshaded country roads, the thermometer rose to 42.5°C. Under such climatic conditions, it's important to keep drinking. In addition to the water bottles filled with multicarb solution, I also carried a hydration backpack with a 1.5-liter bladder. My total fluid consumption on this 600 km route was around 7 liters. At rest stops like checkpoints, I usually drink a bottle of protein drink, a bottle of electrolyte drink, and a bottle of water. This is often paired with a piece of fruit or a sandwich. In addition to four granola bars, each providing 530 calories, I had three larger meals. I usually prefer fast-food places or gas stations. This is purely a matter of time optimization. Eating at a good restaurant is certainly better but takes up time and requires a bigger wallet. Over the entire route, my calorie consumption was 13,282 calories. Even with all the food during the ride, the body still has a deficit after such a grueling event.
In conclusion, I can only say about the "BRM 600 Odyssey to Bavaria" that it was an excellent hellish ride that personally brought me a lot and also showed me that I can still work on myself. Many thanks to all my fellow riders and Audax Suisse.
--- Gilles Bänziger
STRONGER.
FASTER.
BRAVER.
AUDAX.

--- AUDAX Papi aka Thomas
--- AUDACHS
--- AUDACHS (Hüter der Höllenschlaufe)